Über 700 Besucher*innen gingen am Wochenende für die Rechte und die Sichtbarkeit von queeren Menschen in der 12.000 Seelen-Gemeinde auf die Straße

Am 31.07.2021 fand die zweite Dorfpride im Südwesten statt. Ab 14 Uhr versammelte sich mehrere hunderte Menschen im Gemeindepark Oftersheim, dem Startpunkt der Demonstration. Hier hielten Oftersheims Bürgermeister Jens Geiß, der katholische Pfarrer Uwe Lüttinger gemeinsam mit dem evangelischen Pfarrer Tobias Habicht sowie das Orga-Team die Eröffnungsreden.

Gegen 15 Uhr startete der Demonstrationszug, angeführt von zwei Motorrädern und dem LKW – inklusive DJane Thunderpussy, einem Traktor, einem Planwagen, auf dem weniger mobile Besucher*innen mitfahren konnten, einem Cabrio der Aidshilfe Heidelberg und einem bunt geschmückten Van. Die über 700 Teilnehmer*innen verteilten sich in einzelnen Fußgruppen über den gesamten Zug und konnten so gut die Abstands- und Hygieneregeln einhalten, es herrschte auch eine Maskenpflicht während der Demonstration. Je weiter es durch den Ort ging, desto mehr Neugierige empfingen den bunten Zug am Straßenrand und aus ihren Häusern heraus, tanzten mit und schwangen Regenbogenfähnchen.

Bei der Zwischenkundgebung hielten Politiker*innen aus der Region Reden. Es sprachen Neza Yildirim, Bundestagskandidatin für die SPD Bruchsal-Schwetzingen, Dr. Andre Baumann, Landtagsabgeordneter des Wahlkreises Schwetzingen für Bündnis 90/Die Grünen und Jens Brandenburg, Bundestagsabgeordneter des Wahlkreises Rhein-Neckar und LSBTI-Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion. Das Orga-Team meldet sich ebenfalls mit seinen politischen Forderungen zu Wort (siehe Seite 2).

Gegen 17 Uhr setzte sich der Zug wieder in Bewegung zurück Richtung Startpunkt. Zum Abschluss versammelten sich alle erneut im Gemeindepark, wo die lokale Band „The Chaotics“ spielte und die Demo-Teilnehmenden sich unter Wahrung der Abstandsregeln im Park verteilten. Dank Essen- und Getränkeverkauf des lokalen Elternbeirats konnten sich die Demobesucher*innen an dem sommerlichen Tag gut vom Laufen bei der Demo erholen. Zum Abschluss sprachen dann noch Susanne Vierling, die Gleichstellungsbeauftragte des Rhein-Neckar-Kreises und Sören Landmann, LSBTI-Beauftragung Stadt Mannheim.

Das Dorfpride-Team – namentlich Anahita Azizi, Andrea Chagas, Cilly Dickmann, Johannah Illgner, Katrin Hofner, Patrick Alberti, Sarah Kinzebach, Simona Maier und Susanne Hun – dankt recht herzlich für die Unterstützung durch die Gemeinde Oftersheim, den Rhein-Neckar-Kreis, „Ich weiß, was ich tu“/Aidshilfe, Heidelqueer, der FDP bzw. Jens Brandenburg, der SPD Queer Rhein-Neckar/Heidelberg, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN OV Schwetzingen/KV Kurpfalz-Hardt und OV Oftersheim, dem SPD KV Rhein-Neckar/OV Oftersheim und OV Eppelheim sowie diversen Privatspenden.

Forderungen der Dorfpride 2021

Auch dieses Jahr ging es um die Botschaft, dass queere Menschen überall leben, aber besonders in ländlichen Regionen bilden Menschen, die out und sichtbar sind, häufig eine Minderheit. Das bedeutet auch, dass bestimmte Strukturen dort noch nicht angekommen sind.

Um ein Ende der Diskriminierungen und die gleichen Rechte für alle queeren Menschen – in unseren Gesetzen und vor allem auch überall vor Ort, in jedem Dorf – umzusetzen, fordern wir im Rhein-Neckar-Kreis:

  1. Gezieltes Vorgehen gegen Gewalt an queeren Menschen und Präventionsarbeit im gesamten Rhein-Neckar-Kreis (Einrichtung Runder Tisch, Präventionsprogramme, Unterstützung Betroffener etc.).
  2. Die Einrichtung von kostenlosen Beratungsstellen für queere Menschen – und zwar überall, nicht nur in den großen Städten.
  3. Das Etablieren von safer spaces, also Treffpunkte und Orte für queere Menschen – und zwar in jedem Dorf.
  4. Die Einrichtung von queerer Jugendarbeit, um queeren jungen Menschen Sicherheit, Zuversicht und Empowerment zu bieten.
  5. Weiterbildung und Sensibilisierung in Bezug auf queere Themen für Lehrkräfte, Beschäftige in der Verwaltung und andere relevante Stellen, um die Ungleichbehandlung von Queers überhaupt erst verstehen zu können und dann dementsprechend handeln zu können.
v.l.n.r.: Anahita Azizi, Patrick Alberti, Simona Maier, Johannah Illgner, Sarah Kinzebach, Susanne Hun, Andrea Chagas (sitzen) und Cilly Dickmann (sitzend).